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Infos zum Buch:
Titel: Die Nachbarin
Teil einer Reihe: nein, Einzelband
Autorin: Caroline Corcoran
Genre: Psychothriller
Verlag: HEYNE
Erscheinungsdatum: 10.08.2020
Seiten: 444
Preis: 12,00 Euro (Broschiert)
ebook: 4,99 Euro
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Klappentext:
SIE
KANN DICH HÖREN. SIE KANN DICH SEHEN.
SIE KANN SICH NEHMEN, WAS
DIR GEHÖRT.
In Lexies
Leben scheint alles perfekt: Sie liebt ihren Freund Tom, die beiden
planen eine Familie, und sie wohnen in einem eleganten Apartment
mitten in London, das keine Wünsche offen lässt. Doch Lexies Idylle
trügt. Wenn sie allein ist, lauscht sie den Geräuschen aus der
Nachbarwohnung. Und stellt sich dabei das mondäne Leben ihrer
Nachbarin vor ...
Harriet führt ein ausschweifendes Leben
voller wilder Partys, ihr Leben ist ein Abenteuer. Nur selten gesteht
sie sich ein, wie unglücklich sie in Wahrheit ist. Sie wünscht sich
einen Freund wie Tom. Sie möchte das Leben ihrer Nachbarin Lexie.
Und sie ist bereit, alles zu tun, damit dieses Leben ihr gehört ...
(Quelle: www.randomhouse.de)
Meine persönliche Meinung
Das Cover
Das Cover ist sehr vielversprechend. Man sieht quasi durch ein Guckloch aus einer Wohnung eine Frau, die ziemlich selbstbewusst den Korridor entlang geht. Und das greift das eigentliche Thema (Selbstbewusstsein) richtig auf. Das Cover gefällt mir richtig gut, es ist sehr passend für einen Thriller gestaltet.
Der Inhalt
Da
ist zum einen Harriet, eine nach außen hin selbstbewusste Frau,
Single, die jeden Tag in ihrer Wohnung eine Party veranstaltet. Von
ihrer Nachbarin Lexie deswegen beneidet, jedoch sieht es in Harriet
sehr trist aus. Sie selbst hat ganz wenig Selbstbewusstsein, so dass
es manchmal für den Leser schon peinlich wird. Harriet beneidet
wiederum Lexie um ihr ach so perfektes Leben. Fast schon krankhaft
stalkt sie diese über die sozialen Medien.
Lexie hingegen lebt mit ihrem Freund Tom zusammen. Eigentlich könnte die Beziehung richtig toll sein, wäre da nicht der einzige Wermutstropfen, beiden versuchen nach einer Fehlgeburt von Lexie seit Jahren ein Kind zu bekommen. Nicht lässt Lexie unversucht, schließlich steigert sie sich so in ihren unerfüllten Kinderwunsch hinein, dass sie zunehmend verbittert und auf alles und jeden neidisch ist. Auch auf ihre angeblich perfekte Nachbarin Harriet.
Faszinierend fand ich, dass beide Protagonistinnen, obwohl sie Tür an Tür leben, erst in den letzten Kapiteln wirklich von Angesicht zu Angesicht begegnen. Jede denkt von der Andern, dass sie das perfekte Leben führt und Jede neidet der Andren ihr Leben.
Zunächst dachte ich anhand des Klappentextes, dass es sich um einen richtigen Psychothriller handelt. Jedoch wird nach den ersten paar Kapiteln ganz schnell klar, dass dem nicht so ist. Vielmehr kommt die Story nur sehr langsam in Fahrt. Man erfährt Stück für Stück, was so in der Vergangenheit der beiden Damen schief gelaufen ist, dass beide so unfassbar verbittert und neidisch sind.
Ich
muss sagen, keine der Protagonistinnen war mir sonderlich
sympathisch. Harriet ist unterwürfig, neurotisch, besitzt so keinen
Funken Selbstbewusstsein und stalkt Tag für Tag ihre Nachbarn Tom
und Lexie. Schon richtig krampfhaft hat sie Tom für ihren
zukünftigen Ehemann auserkoren, ohne überhaupt je ein Wort zuvor
mit ihm gewechselt zu haben und das nur, weil Tom ihrem Exfreund Luke
optisch sehr ähnlich sieht. Sie steigert sich regelrecht in ihre Besessenheit von Tomn und ihrem daraus resultierenden Hass auf Lexie. Das
nimmt gewissen Ausmaß an, dass sie sogar zu ziemlich drastischen
Mitteln greift und letztendlich vor nichts zurück schreckt. Im
Grunde war Harriet keine Person, vor der ich Angst bekommen hätte.
Vielmehr war ich hin und her gerissen zwischen Abscheu und Mitleid.
Lexie hingegen ging mir zunehmend auf die Nerven. Ein gewisses Maß an
Verständnis konnte ich ihr Anfangs noch entgegen bringen. Aber
schließlich fand ich sie in ihrer Eifersucht und ihrem Neid nur noch
unerträglich.
Auch ihre vergebliche Versuche, schwanger zu werden,
nehmen fast ein Drittel des Buches ein. Lexie ist so ein Charakter,
bei ihr sind immer nur die Anderen Schuld, niemals sie selbst. Mit
der Zeit empfand ich sie als sehr anstrengend.
So
dümpelt das Buch, welches ich auch viel eher in die Kategorie
„Psychodrama“ einordnen würde, vor sich her. Es passiert lang
nichts Aufregendes, außer dass man mit ganz viel Kopfschütteln
Harriet's Aktionen verfolgen kann, Lexie und Tom auseinander zu
bringen und zudem noch in den "Genuss" von Lexie's Selbstmitleid kommt.
Im letzten Drittel kommt dann endlich Bewegung in die Geschichte. Aber auch hier hätte ich mir etwas mehr Spannung und Action erhofft, ins Besondere von Harriet's Seite.
Der Schreibsti ist echt großartig. Die Autorin schildert ganz bildlich und glaubhaft das Innenleben der beiden Protagonistinnen, so dass man beim Lesen das Gefühl hat, in den Köpfen der beiden tatsächlich zu stecken.
Aber was ich positiv empfand, der Leser erhält tiefe Einblicke in die Psyche zweier „kaputter“ Seelen. Beide Frauen sind vom Schicksal ziemlich gebeutelt, jede auf ihre eigene Art. Betrachtet man das Buch nicht als Thriller, sondern eher als Drama, hat es sein Potential auch voll entfaltet.
Dass beide Charaktere sehr unsympathisch sind, hat mich im Grunde nicht gestört. Vielmehr mag ich es gerne, wenn ein Charakter Ecken und Kanten hat und kein sympathisches Sonnenscheinchen verkörpert.
Sogar einen lehrreichen Faktor hat das Buch, nämlich, dass man das zu schätzen lernt, was man hat und sich nicht von Neid und Vorurtelien blenden lassen sollte.
Mein Fazit:
Alles in allem hat mir das Buch doch recht gut gefallen, auch wenn ich eine etwas andere Story erwartet hatte. Wenn dich das Buch als Psychodrama werte, dann vergebe ich auch gerne 4 Sternchen. Für die Höchstpunktzahl war mir leider zu wenig Action vorhanden.
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